Hybridsemester
So langsam geht es in die heiße Phase: Erstsemester suchen Wohnungen in Hochschul-Nähe und Wunschstundenpläne werden gebastelt. Da es seitens der Hochschulleitung noch keine genauen Angaben zum kommenden „Hybridsemester“ gibt, herrscht bei vielen Studierenden Unsicherheit. Was ist ein Hybridsemester und wie läuft sowas ab? Im dritten und letzten Teil unserer Themenreihe „Digitale Lehre und Campusleben“ werden wir diese und viele weitere Fragen beantworten.
Hybridsemester: Was ist das eigentlich?
Das Wintersemester 2021/22 soll an der Westfälischen Hochschule als ein sogenanntes „Hybridsemester“ durchgeführt werden. Damit sollen Präsenz- und Online-Vorlesungen stattfinden und somit ein Stück alte Normalität gewährleistet werden.
Wie das Semester genau ablaufen wird, wissen wir noch nicht. Generell gibt es aber zwei Modelle für Hybridveranstaltungen. Eine Möglichkeit wäre es, kleine Kurse, wie Seminare oder Übungen, generell wieder in Präsenz zu geben und große Veranstaltungen, wie Vorlesungen komplett digital abzuhalten. Die zweite Möglichkeit ist, vor allem große Veranstaltungen als „Hybrid-Vorlesung“ zu halten. Das könnte wie folgt aussehen: Die Studierenden, die für die Vorlesung eingeschrieben sind, werden in Gruppen eingeteilt, etwa nach Alphabet oder Losverfahren. Zu jeder Vorlesung darf eine Studierendengruppe dann in die Präsenz kommen, der Rest macht digital von zu Hause aus mit.

Es gilt, Lücken zu schließen
Sowohl Lehrpersonen als auch Studierende haben in den letzten Semestern die ein oder andere Lücke im bisherigen Online-System entdeckt. Ein paar davon haben wir hier mal gemeinsam mit passenden Lösungsansätzen aufgeführt:
Das Problem: Es lässt sich bei digitalen Vorlesungen einfach nicht vermeiden. Kaum spinnt der heimische Router, schon fliegt man aus der Vorlesung und muss sich darum kümmern, dass man wieder einen Zugang bekommt. Oft stockt dann auch für alle anderen die Vorlesung, weil der Dozent einen erst wieder aus dem Zoom-Warteraum holen muss.
Die Lösung: Idealerweise hat jeder Dozent einen „technischen Support“ an seiner Seite, der dafür sorgt, dass die Vorlesung in solchen Fällen einfach weiterlaufen kann. Der technische Support würde darüber hinaus auch einspringen, wenn bei einzelnen Studierenden die Teilnahme an bestimmten Interaktionen, wie zum Beispiel menti-Umfragen nicht funktioniert.
Das Problem: Einige Lehrende beschweren sich über die fehlenden Interaktionen innerhalb digitaler Veranstaltungen. Auch untereinander fehlt den Studierenden der Austausch.
Die Lösung: Für viele Studierende ist es erstmal ein seltsames Gefühl, etwas von sich in digitalen Vorlesungsräumen preiszugeben. Das beginnt schon beim Bild. Immerhin zeigen viele nicht nur sich selbst, sondern auch Teile ihres privaten Umfeldes, wie die eigene Wohnung oder sogar Mitbewohner. Hier wäre es vor allem wichtig Druck rauszunehmen. Dazu kommt, dass viele zoom noch immer als reines Lehrmittel wahrnehmen. Sie nutzen es nicht für private Online-Spieleabende oder einen digitalen Kaffee mit Freunden. Die Hochschule könnte also dafür sorgen, dass zoom noch mehr zur Begegnungsstätte wird und beispielsweise eine digitale Mensa zur Mittagszeit oder Ähnliches anbieten.
Das Problem: Vor allem an den Schulen zeigte sich in den letzten anderthalb Schuljahren ein großes Problem: Viele Server waren nicht stark genug. Und auch moodle und qis spinnen immer mal wieder.
Die Lösung: Unter anderem die Hochschulrektorenkonferenz fordert deswegen eine Erhöhung der Bandbreiten. So könnten größere Datenmengen gleichzeitig transferiert werden.
Das Problem: Jeder Studierende wird es kennen. Wenn DozentInnen, kein vernünftiges Mikro haben, klingt das oft so, wie die Hörverstehens-Aufgaben aus dem englischen Schulunterricht. Was für eine zweiminütige Übung vielleicht noch in Ordnung geht, wird bei einer zweistündigen Vorlesung jedoch ordentlich anstrengend.
Die Lösung: Die Hochschule könnte einen Grundstock an Headsets anschaffen und diese den Dozierenden zur Verfügung stellen.
Das Problem: Sowohl in Präsenz-Vorlesungen, als auch bei digitalen Veranstaltungen merken aufmerksame Studierende bei manchen Professoren, dass die Power-Point von vor 5 Jahren ist und nie aktualisiert wurde, oder der Stoff viel zu kompliziert vermittelt wird.
Die Lösung: ProfessorInnen und DozentInnen könnten die neue Situation als Chance bewerten, ihren Lehrstoff und ihre Didaktik einmal zu überdenken. Anstatt die Vorlesung also eins zu eins in den digitalen Raum zu verlegen, könnten die Lehrenden zum Beispiel einmal schauen, welche Möglichkeiten der digitale Raum bietet, um den Stoff besser zu vermitteln. Die Westfälische Hochschule bietet dazu beispielsweise an, dass sich Dozierende an technisches Personal der Hochschule wenden können.
Weitere Informationen zur digitalen Lehre und zum Campusleben finden Sie in der Sendung Digitaler Kaffee TV vom 02.09.2021. Zu Gast waren: Marcel Böcker – Stabsstelle Hochschulkommunikation der Westfälischen Hochschule, Veerle Seelig – Studentin Journalismus und PR und Ansprechpartnerin für den AStA, Robin Vonnemann – Student Digitale Systeme, sowie Prof. Dr. Tatjana Oberdörster – Vizepräsidentin für Studium und Lehre der Westfälischen Hochschule und Professorin für Rechnungswesen.
Veröffentlicht von Laura Neugebauer am 14.09.2021