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/smartreha: Rehabilitation und Prävention sollen mehr Beachtung finden
Rehabilitation und Prävention bilden neben der Akutversorgung komplementäre Säulen des Gesundheitssystems, werden aber tendenziell vernachlässigt. So zeigen zwar Cochrane Reviews, dass eine klare Evidenz für den Nutzen einer trainingsbasierten Rehabilitation nach Krankenhausaufenthalten aufgrund von Herz- oder Lungenerkrankungen besteht. Stationäre oder ambulante Rehabilitationsangebote werden je nach Krankheitsbild jedoch lediglich von knapp 10% bis 15 % der Patienten in Anspruch genommen. Zudem bestehen mittel- bis langfristig vielfach Defizite bei der Kontinuität von Trainings, geänderten Lebensgewohnheiten und der Einnahme benötigter Medikamente.

Ein weiteres Problem besteht in den Informationsflüssen von der Akutversorgung zur Rehabilitation und der Anschlussversorgung. In diesen Versorgungsketten entstehen Brüche mit Informationsverlusten, Doppeluntersuchungen und mangelnder Kontinuität der Versorgungsangebote. Der Bereich der Rehabilitation war lange Zeit von der Entwicklung von Digitalisierungsangeboten ausgenommen.
Die fortschreitende Digitalisierung bietet mittlerweile aber Möglichkeiten, die beschriebenen Herausforderungen gezielt anzugehen. Das Projekt SmartReha erprobt hierzu telemedizinisch unterstützte häusliche Rehabilitation sowie Plattformen zur Integration von Rehabilitation, Akutversorgung und Nachsorge.
Telemedizinisch unterstützte häusliche Rehabilitation
Für die beiden Krankheitsbilder koronare Herzerkrankungen (KHK) sowie chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) werden Konzepte zu einer telemedizinisch unterstützten häuslichen Rehabilitation entwickelt und erprobt. Zielsetzung ist einerseits, Rehabilitationsangebote flexibler zu gestalten und damit den unterschiedlichen Bedürfnissen der Patienten besser Rechnung zu tragen, um die Inanspruchnahme zu steigern. Andererseits sollen durch gezielte Trainingsangebote, die Überwachung von Vitalparametern wie Blutdruck, EKG, Sauerstoffsättigung, Lungenfunktionsuntersuchungen sowie strukturierten Schulungsgesprächen gleichwertige Qualitätsstandards wie in traditionellen Rehabilitationsangeboten geschaffen werden. Durch eine 3- bis 6-monatige Laufzeit des Angebots ohne einen Wechsel der Settings soll die Adhärenz verbessert werden. Das Angebot wird bei beiden Indikationen mit jeweils 100 Patienten erprobt. Die telemedizinische Dienstleistung wird durch die Deutsche Telemed DEGEDI erbracht.
Plattform zur Integration von Rehabilitation, Akutversorgung und Nachsorge
Zur Integration der Angebote der unterschiedlichen Versorgungssektoren sollen auf Basis von Prozessanalysen die Abläufe optimiert und Möglichkeiten der digitalen Integration geprüft und erprobt werden. In einem ersten Schritt werden dazu Lösungen zwischen Akutversorgung und Rehabilitation verfolgt. Im zweiten Schritt ist vorgesehen, exemplarische Prozessketten zwischen Rehabilitation, Akutversorgung und Nachsorge digital abzubilden und zu organisieren. Die Pilotierung erfolgt im Rahmen der Wessel-Gruppe. Evaluation und Verbreitung erfolgen in Kooperation mit der MedEcon Ruhr GmbH
Veröffentlicht von Martin Spiecker am 19.12.2020.
Autor: Stephan von Bandemer