NFT's und das klima
„NFT’s sind Klimakiller“ titelt der Kolumnist Ji-Hun Kim in seinem Beitrag für das Monopol-Magazin. Aber stimmt das? Und falls ja, was genau macht NFT’s (Non-Fungible Token) so klimaschädlich? Gibt es keine nachhaltigere Lösungen für den Handel mit Krypto-Kunst? All diesen Fragen widmen wir uns in unserem zweiten Teil des Themenblocks NFT.
Wie viel Energie verbrauchen NFT's wirklich?
Den genauen Verbrauch eines NFT’s – inklusive seiner Wiederverkäufe – ist nicht leicht zu bestimmen. Digital-Künstler Memo Akten recherchiert bereits seit einigen Monaten und hat seine Ergebnisse auf einer eigens dafür angelegten Website hochgeladen.
Er berechnete den Energieverbrauch der einzelnen Transaktionen und kam zu folgenden (gerundeten) Ergebnissen:
- Das Erstellen eines NFT kostet 142 kWh (57 kg CO2)
- Das Bieten auf ein NFT kostet 41 kWh (16 kg CO2)
- Die Rücknahme eines Gebots kostet 12 kWh (5 kg CO2)
- Der Verkauf eines NFT kostet 87 kWh (35 kg CO2)
- Das Übertragen der Eigentümerschaft kostet 52 kWh (21 kg CO2)
In der Auswertung von ungefähr 18.000 NFT’s kam er schlussendlich zu folgendem Ergebnis: Ein einzelnes NFT kostet im Schnitt 340 kWh, was einem CO2-Ausstoß von 211 kg entspricht.
Zusätzlich vergleicht Akten den Stromverbrauch. So entspricht der Energieverbrauch eines NFT’s dem monatlichen Stromverbrauch eines durchschnittlichen EU-Bürgers. Oder man könnte damit 2 Stunden fliegen. Das hört sich noch nach gar nicht so viel an? Mit so viel Energie könnte man einen Laptop durchgehend ganze drei Jahre betreiben. Oder 4.500 mal den Wasserkocher aufsetzen.
Was NFT's so klimaschädlich macht
Eine der Hauptgründe für den hohen Energieverbrauch ist, dass NFT’s auf der Blockchain Etherium basieren. Etherium setzt zum Mining, also zur Erweiterung der Blockchain, den Proof-of-Work ein:
„Dabei [Proof-of-Work] löst der Computer beim sogenannten Mining komplexe Puzzles, um der Blockchain neue Blöcke hinzufügen zu dürfen. Die Schwierigkeit dieser Aufgaben wird künstlich erhöht, um zu verhindern, dass zu schnell zu viel ‚Geld‘ erzeugt wird. So kommt es zu einem Wettrüsten. Schnellere Rechner lösen die Puzzles in kürzerer Zeit, neue Puzzles verlangsamen die Rechner, also muss mehr Rechenleistung her, die wiederum mit schwierigeren Aufgaben ausgebremst wird.“ – Golem.de

Dieser Proof-of-Work erfordert eine so hohe Rechenleistung der Servercomputer, dass diese alle 18 bis 24 Monate ausgetauscht werden müssen. Zu dem immens hohen Energieverbrauch kommt also auch noch eine überdurchschnittlich hohe Produktion von Elektroschrott. Und die Produktion solcher Geräte ist ebenfalls nicht gerade umweltfreundlich.
Darüber hinaus stehen „Mining-Farmen“ (also große Computer-Netzwerke) häufig in Ländern, wie China, Russland oder Kasachstan. Also Länder, die hauptsächlich fossile Brennstoffe nutzen. An manchen Orten ist der Energieverbrauch so hoch, dass zu wenig Strom für die übrigen Anwohner verfügbar ist und ganze Regionen vor dem Kollaps stehen. Das ist nicht nur umweltschädlich, sondern auch gesellschaftlich höchst bedenklich.
Mögliche Lösungen, um den NFT-Handel nachhaltiger zu gestalten
Aber was kann man gegen einen derartig hohen Energieverbrauch tun? Ganz mit dem NFT-Handel aufhören? Damit das nicht notwendig wird, wird an vielen Stellen bereits seit einiger Zeit an nachhaltigeren Lösungen für die Krypto-Kunst gearbeitet.
Eine Möglichkeit wäre es "Proof-of-Stake-Prozesse" einzuführen und damit den Proof-of-Work abzulösen. Der Proof-of-Stake setzt direkt an der Etherium-Blockchain an. Die Rechenleistung hierbei ist deutlich geringer als bei dem aktuellen Arbeitsprozess und hat dementsprechend auch eine weitaus bessere Klimabilanz.
Noch ist dieser Rechenprozess für die Etherium-Blockchain nicht auf dem Markt, aber wir können davon ausgehen, dass die nächste Generation von Etherium (Etherium 2.0) bereits auf den Proof-of-Stake einsetzen könnte. Damit wäre bereits ein großer Schritt in Richtung "grüne" NFT's getan.
Es klingt so simpel und selbstverständlich. Trotzdem ist es noch nicht etabliert: Eine weitere Möglichkeit wäre es, Mining und Handel mit erneuerbaren Energien zu betreiben.
Ein konkretes Beispiel für Mining im großen Stil mit erneuerbaren Energien gibt es für die Etherium-Blockchain zwar noch nicht, bei Bitcoins sieht das allerdings anders aus. So können wir beispielsweise auf El Salvador schauen. Das kleine Land in Lateinamerika hat Bitcoin als offizielle Währung anerkannt. Ganze Mining-Farmen werden dort mit Hilfe der natürlichen Energie von Vulkanen betrieben. Im Netz wird El Salvador für die Innovation gefeiert, dabei ist Vulkanenergie eigentlich nichts Neues. Island beispielsweise setzt bereits einige Jahre auf geothermale Energiequellen für Strom- und Wärmegewinnung.
Es bleibt abzuwarten, wie sich der Handel mit digitaler Kunst weiterentwickeln und welche nachhaltige NFT-Lösung den Weg vorgeben wird. Wir sind gespannt! Für mehr Informationen zu NFT’s schaut euch unsere Live-Show vom 18.06.2021 an.
Veröffentlicht von Laura Neugebauer am 09.07.2021
Autorin: Laura Neugebauer