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Blockchain – Die vertrauensvolle Datenbank der Zukunft

Interview mit Professor Dr. Norbert Pohlmann

Hellblaues Hemd, einfache Jeans und keine Krawatte – Professor Dr. Norbert Pohlmann sitzt ganz leger gekleidet in seinem Büro. Erfreut berichtet der Leiter des Instituts für Internet-Sicherheit an der Westfälischen Hochschule von den neusten Entwicklungen der Blockchain-Technologie. 

Prof. Dr. Pohlmann im Interview zum Thema Blockchain Technologie
Prof. Dr. Pohlmann
JM: Wie würden Sie einem „Laien” in kurzen Sätzen das Thema Blockchain anschaulich erklären?

NP: „Die Blockchain-Technologie ist eine verteilte Datenbank, in der Transaktionen manipulationssicher und zuverlässig gespeichert werden können.“ Nachdenklich fährt er mit den Fingern durch seine Haare: „Also als Beispiel würde mir jetzt auf Anhieb der Bitcoin einfallen. Die Transaktionen dort z.B. zeigen an, welcher Werte von einem Konto zu einem anderen Konto transferiert werden. Anders als bei WhatsApp-Chatverläufen oder Facebook-Chroniken, kann der Inhalt und die Reihenfolge in der Blockchain nicht verändert werden. Auch nicht vom Hersteller“, erklärt er.

JM: Was möchte das Projekt „Blockchain“ in der Zukunft für die Region Emscher-Lippe verändern?

NP: „Die Blockchain-Technologie stellt einen Vertrauensdienst dar. Wir versuchen damit, die Zusammenarbeit unterschiedlicher Organisationen und den Austausch von Werten sicher und vertrauenswürdig zu gestalten“, sagt er zuversichtlich. „Die neuen Digitalprozesse in der Emscher-Lippe Region können risikoarmer und damit zukunftssicher umgesetzt werden.“

JM: Gibt es die Möglichkeit für Unternehmen die Blockchain-Technologie in einer Laborsituation zu testen?

NP: „Ja, die Möglichkeit gibt es“, erwidert er eifrig und nickt bekräftigend. „Hier im Institut für Internet-Sicherheit können sich regionale Unternehmen aus der Industrie, die Interesse an einer individuellen Blockchain-Anwendung haben, informieren und die Technologie professionell testen.“

JM: Wie weit ist die Blockchain-Technologie mittlerweile schon in der Emscher-Lippe-Region verbreitet?

NP: Grinsend richtet er sich auf: „Es gibt erste intensive Gespräche, die Blockchain-Technologie im Bereich der Überprüfbarkeit von Zeugnissen und Zertifikate in der Emscher-Lippe Region umzusetzen. Was viele nicht wissen: Zehn Prozent aller Zeugnisse werden nämlich gefälscht“, berichtet er empört. „Darum werden an der Westfälischen Hochschule Zeugnisse, in einem ersten Schritt in der Fachgruppe Informatik, nicht nur als Papier, sondern auch als PDF an die Absolventen verteilt.“ Professor Dr. Pohlmann räuspert sich und erklärt weiter: „Eine digitale Signatur des PDFs des Zeugnisses wird in einer Blockchain verstetigt. Die Arbeitgeber in der Region können dann die Zeugnisse mit Hilfe der Signatur in der Blockchain verifizieren. Zusätzlich sollen die Bürgerämter in der Region auch in der Lage sein, Beglaubigungen auf der Basis der Blockchain-Technologie umzusetzen.“

JM: Wie sieht der nächste geplante Schritt im Projekt „Blockchain“ aus?

NP: „Im Bereich Self-Sovereign-Identity Blockchain haben wir unsere ersten Erfahrungen gemacht und diese auch in Expertenworkshops im Bundeswirtschaftsministerium einbringen können. Es wird versucht eine digitale Blockchain-Identität zu ermöglichen, die den normalen Personalausweis möglicherweise in der Zukunft ersetzten soll.“ Professor Dr. Pohlmanns Mundwinkel zucken leicht nach oben während er stolz zusammenfasst: „Wir haben eine erste stabile Version einer eigenen Blockchain-Technologie entwickelt. Darauf aufbauend haben wir, wie bereits erwähnt, eine Zeugnis-Anwendung geschrieben, die jetzt mit Partner umgesetzt wird. Sein Fuß wippt leicht auf dem Bürostuhl herum, während er fortfährt: „Außerdem wollen wir uns jetzt auch in dem Bereich Supply-Chain-Anwendungen engagieren, um hier eine automatisierte Zusammenarbeit zwischen Unternehmen möglich zu machen. Momentan suchen wir weitere Firmen, die mit uns zusammenarbeiten und ihre Arbeitsprozesse automatisieren und damit vereinfachen wollen“, schließt er seine Worte ab.

Self-Sovereign-Identity:
Eine „self-sovereign“ Identität erlaubt Anwendern die Kontrolle über ihre eigenen Daten zu behalten. Sie selbst bestimmen, welche Attribute (persönliche Daten) bei einem Authentifizierungsvorgang übermittelt werden. Der Anwender besitzt die gesamte Menge seiner eigenen Daten, die zu seiner digitalen Identität gehören.

Supply-Chain-Management:
Das Supply-Chain-Management plant, steuert und optimiert einen kompletten Prozessablauf einer Wertschöpfungskette für Waren und Dienstleistungen. Hierbei kommt es zu einer Prozessoptimierung von der Produktion über den Vertrieb bis hin zum Endkunden, die zur Effizienz, Einsparung von Ressourcen und höherem wirtschaftlichen Erfolg führt.

Veröffentlicht von Jessica Mayer am 15.05.2019
Autorin: Jesssica Mayer

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