Digitaler Kaffeeklatsch beleuchtet die Digitalisierung in Zeiten von Corona
Spontan wurde die Sitzecke mit der grünen Rückwand im alten Senatssaal zum Hintergrund eines Talkstudios. Denn hier im Bauteil A der Westfälischen Hochschule stand nach dem Tag der digitalen Lehre 2020 am Donnerstag, 29. Oktober, das nächste große Vorhaben des Verbundprojekts connect.emscherlippe an: Die Premiere des Online-TV-Formats „Digitaler Kaffee TV“ – Ein Live-Stream auf Twitter, Facebook und Youtube zum Thema „Corona-Krise als Chance für digitale Arbeitsmethoden?“ Gleichzeitig markierte die Live-Sendung den Launch der Website www.x-challenger.de des Teilprojekts „students“.

Gelsenkirchen. Dampfende Kaffeetassen stehen zwischen Moderatorin Clarissa Schott und ihren Gästen, als sie die Talkrunde eröffnet. Schon aus der zweiten Staffel „Digitaler Kaffee – Der Podcast“ bekannt, hat sie gemeinsam mit dem studentischen Team von „connect.emscherlippe“ drei Persönlichkeiten aus der Region eingeladen, um live vor der Kamera über die Digitalisierung in der Emscher-Lippe-Region vor dem Hintergrund der Corona-Krise zu diskutieren. Als erster Gast und quasi im Heimspiel präsentiert sich Toni Reichert. Der wissenschaftliche Mitarbeiter arbeitet an der Westfälischen Hochschule am Projekt „futureWork“ mit, das am Beispiel der Künstlersiedlung Halfmannshof in Gelsenkirchen erforscht, wie kreative Arbeitsprozesse digital unterstützt werden können. Ihm gegenüber sitzt Marc Jung, geschäftsführender Gesellschafter der „C4C Systems“ im Kreativamt Gladbeck. Er berät Unternehmen, die Hilfe bei der digitalen Transformation brauchen. Manchen Zuschauern womöglich bekannter ist das dritte Gesicht der Gesprächsrunde: Radiomädchen Ann-Kathrin Krügel. Der bekennende Kaffee-Junkie moderiert verschiedenen Radiosendungen, unter anderem bei Radio Emscher Lippe, und ist auch im Social-Media-Bereich sehr aktiv. Doch auch die Zuschauer vor den Bildschirmen sind eingeladen mitzureden über Mentimeter und die Social-Media-Kanäle von“ connect.emscherlippe“ und der Westfälischen Hochschule.


Bevor die Diskussion jedoch startet, werden die Gäste gebeten, den Begriff Digitalisierung für sich zu definieren. Toni Reichert stellt klar: „Wenn es um Digitalisierung und Arbeit geht, dann fallen mir mindestens drei unterschiedliche Entwicklungen ein.“ Für ihn teilt sich der Begriff Digitalisierung in die drei Bereiche Effizienzsteigerung von Produktionsprozessen / Automatisierung von Abläufen, digitale Arbeitsweisen wie Agiles Management sowie die digitalen Kommunikationskanäle wie Instant Messaging und Videokonferenz. Dem stimmen auch Marc Jung und Ann-Kathrin Krügel zu. Digitalisierung sei ein so großer Begriff, mit dem viele Menschen nichts anfangen könnten, dass er eher einschüchtert als aufklärt. „Gerade im Social-Media-Bereich gibt’s diese Abwehrhaltung extremst“, so Ann-Kathrin Krügel. Dabei könne man gerade in diesem Bereich viel erreichen.
Doch die Digitalisierung lässt sich gerade aktuell in Zeiten von Teilnehmerbegrenzungen und Zoom-Konferenzen nicht vermeiden. So sieht auch Marc Jung einen neuen Trend: „Vorher war das nicht notwendig und wir haben eine Notwendigkeit mittlerweile, dass sich die Leute digitalisieren müssen.“ Die Pandemie bringe die Menschen dazu, sich mit der Digitalisierung auseinanderzusetzen. Step-by-Step wäre eine gute Methode der Wahl, stimmt Ann-Kathrin Krügel zu. Denn in kleinen Schritten könne man die Scheu vor dem Neuen nehmen.
„Neues wagen“ wird in dem Zusammenhang als Stichwort genommen und Moderatorin Clarissa Schott leitet direkt weiter zu einem Videobeitrag, der die Andersmacher vorstellt. Die Andersmacher sind eine Initiative an der Westfälischen Hochschule, die die Gründungskultur fördert – heißt, sie kümmert sich um alle studentischen Belange, die sich mit den Themen Gründung eines Start-ups und der Weiterentwicklung von Ideen beschäftigen. Weitere Informationen zu den Andersmachern gibt es unter www.andersmacher.w-hs.de.


Nachdem die Kaffeerunde sich mit den Begrifflichkeiten der Digitalisierung und den möglichen Anwendungen auseinandergesetzt hat, wird das Gespräch zum Thema Social Media gelenkt. Im Raum steht die Frage, welche Vorteile und Nachteile Social Media bietet. Ann-Kathrin Krügel stellt direkt klar: „Intern kann es kompliziert werden, wenn zu viele im Brei rummischen.“ Wenn ein Unternehmen keinen Verantwortlichen für die Social-Media-Kanäle habe, könnten Unternehmen Chancen verpassen durch die fehlende, richtige Erzählweise. Auch für die Wissenschaft biete Social Media eine Möglichkeit, sich der Öffentlichkeit verständlicher zu präsentieren, so Toni Reichert. Gerade mit Hinblick auf die Berichterstattung der Wissenschaft über das Coronavirus könnte durch Instagram, Facebook und Co. der wissenschaftliche Stand stärker nach außen kommuniziert werden. Doch das ist nicht so einfach, wie sich die Talkrunde schnell einigt, denn: Social Media zu betreuen ist – entgegen der öffentlichen Meinung – Arbeit. Arbeit, die zur Imagebildung des Unternehmens gehört. „Das ist meine Außendarstellung“, wirft Ann-Kathrin Krügel ein. Aus eigener Erfahrung berichtet Marc Jung, dass er auch bei seinen Kunden sieht, wie schnell Social Media unterschätzt wird und dies zur Verzögerung von Projekten führen kann: „Die [Anm. d. Red. Projekte] haben dann tatsächlich ihren einjährigen Geburtstag und dann fragt man sich: ‚Warum geht es nicht weiter?‘“
Die Halbzeit der Sendung wird dazu genutzt, die Zuschauer – der vierte Gast des Abends – in die Sendung miteinzubeziehen. Co-Moderatorin Sarah Mecklenburg kümmert sich dabei um die Fragen und Anliegen, die über Social Media und Mentimeter in das „Digitaler Kaffee TV“-Studio gelangen. Neben nicht ganz ernst gemeinten Fragen wie „Schmeckt digitaler Kaffee genauso wie analoger?“ interessieren sich die Zuschauer aber auch für die Antworten der Talkgäste zu den Themen „Auswirkungen der Produktivität der Mitarbeiter im Homeoffice“ und „Potential der Social-Media-Plattform TikTok“.


Die letzten Minuten des „Digitalen Kaffee TV“ behandeln die Möglichkeiten, wie die Zusammenarbeit in der Emscher-Lippe-Region intensiviert werden kann. Dabei sind sich alle Gäste einig: Branchenintern oder auch branchenübergreifend würde eine Plattform zur Kooperation viele Chancen bieten. In Zuge dessen bietet „connect.emscherlippe“ tatsächlich eine Lösung an: Den „x-Challenger“. Diese Plattform ermöglicht es Studierenden und Unternehmen, Projekte – sogenannte „Challenges“ – online zu stellen, auf die sich Studierende und andere Qualifizierte bewerben können. So können Lösungen mit neuen Ideen entwickelt werden und die Hürde, ein Unternehmen kennenzulernen, sinkt ebenfalls. Die Webseite des „x-Challengers“ www.x-challenger.de ist dabei viel mehr, als eine reine Plattform zum Vernetzen – Auch Einblicke hinter die Kulissen der Unternehmen und Challenges werden gewährt. In der Talkrunde findet das Konzept großen Anklang.
Gerade in der Emscher-Lippe-Region bietet sich diese Plattform an, denn, wie die Talkrunde feststellt, hier finden sich viele digitalisierte Unternehmen und Projekte. „Wenn man einmal mit offenen Augen durch bestimmte Teile der Städte fährt, ist man überrascht, was da alles angesiedelt ist“, bestätigt auch Ann-Kathrin Krügel. Doch nicht nur die Digitalisierung der Region, sondern auch die ausgebaute Hochschullandschaft wird gelobt. Da ist für Marc Jung folgender Schluss klar: „Insofern muss Unternehmertum einfach auch ein Stück weit auf Universitäten zugehen.“ Der „x-Challenger“ bietet hier eine Möglichkeit.
Zum Schluss kommen noch einmal die Zuschauer zum Zug. Zu einer persönlichen Frage an Ann-Kathrin Krügels Social-Media-Verhalten erzählt das Radiomädchen, wie sie Social Media und ihr Berufsleben im Alltag vereint. Die abschließende Frage beschäftigt sich damit, ob Arbeitgeber sich davor scheuen würden, gewisse digitale Werkzeuge einzuführen. Doch auch Lob kommt von hinter den Bildschirmen. Lob haben ebenfalls die Gäste am Ende des Talks für die Sendung übrig. In einem knappen Fazit fassen sie zusammen, was sie aus dem Gespräch mit nach Hause nehmen. Auch die Moderatorin verzeichnet die erste Ausgabe von „Digitaler Kaffee TV“ als vollen Erfolg und gibt bekannt, dass eine zweite Sendung für Anfang 2021 in Planung ist.
Auch das Team hinter den Kameras wertet die Live-Sendung als gelungen mit insgesamt über 900 erreichten Zuschauern und zirka 60 konstanten Zuschauern während der Sendung. Nach Ende der Live-Übertragung wartet noch viel Arbeit auf das Team, doch auch für sie steht fest: Es wird eine Wiederholung geben.
Neugierig? Jetzt noch die Liveshow nachträglich anschauen:
Veröffentlicht von Martin Spiecker am 15.11.2020.
Autor: Nikola Leinweber