/Region im Aufbruch
Die Chancenregion: Emscher-Lippe
WHS Vizepräsident Prof. Dr. Brodmann blickt positiv auf die Region
Der Norden des Ruhrgebiets hat bekanntermaßen nicht den besten Ruf. Trotzdem hat die Emscher-Lippe-Region auch viel Positives zu bieten, wie Professor Dr. Michael Brodmann, Vizepräsident der Westfälischen Hochschule, erklärt.
„Wir sind eine Chancenregion“, sagt Brodmann. Wird über das Gebiet zwischen den Flüssen Emscher und Lippe gesprochen, kommt häufig die schwache Wirtschaft zur Sprache. Tatsächlich gibt es aber eine Vielzahl von Menschen, „die hier in Arbeit und Brot gebracht werden können“. Durch wissenschaftliche Einrichtungen, zu denen auch die Hochschule selbst gehört, werden neue Ideen generiert, um neue Arbeitsplätze zu entwickeln.
Bereits während des Studiums arbeiten zahlreiche Studierende an unterschiedlichsten Geschäftsideen. Diese münden im Idealfall in Ausgründungen der Hochschule, sogenannte „Spin-Offs“. Ein erfolgreiches Modell ist unter anderem die Firma circular infinity GmbH, die Abfallanalyse in der Kreislaufwirtschaft mit künstlicher Intelligenz kombiniert. Damit zukünftig andere diesem Beispiel folgen, werden aktuell Gespräche mit der Stadt über ein Ansiedlungs-Zentrum im Umkreis der Hochschule geführt. Denn Brodmann findet: „Es ist wichtig, dass die Potentiale, die hier erwachsen, auch in der Region gehalten werden“. Nur so entstehen hier neue Arbeitsplätze.
Für die aktuelle Wirtschaftslage spielt natürlich auch die ursprüngliche Konzentration auf die Kohleindustrie eine Rolle, andernorts war es jedoch auch möglich, „mit einer vergleichbaren Rückbausituation fertig zu werden“. Der Vizepräsident verweist hier auf den Rückzug der Textilindustrie im südlichen Münsterland, wo sich viele lokale Unternehmer Ausweichmöglichkeiten suchen mussten und gesucht haben – auch wenn man die Entwicklungen damals und heute sicher nicht in allen Punkten vergleichen kann.
Aktuelle Themen wie Digitalisierung, regenerative Energien und Medizintechnik sieht Brodmann in Zukunft weit vorne, da diese auch die Emscher-Lippe-Region noch lange beschäftigen werden: „Der Fachbereich Informatik mit dem Institut für Internet-Sicherheit, das Energieinstitut und das Institut für Gesundheit sind nur ein paar Bereiche, in denen geforscht und entwickelt wird. Es würde mich wundern, wenn daraus nicht weitere Arbeitsplätze hervorgehen werden“. Er selbst arbeitet momentan am Schwerpunkt Wasserstofferzeugung und -speicherung.
Für ausreichendes Potential ist dementsprechend grundsätzlich gesorgt. Wird dieses auch zukünftig konsequent genutzt, kann die Emscher-Lippe-Region mit breiter Brust in die Post-Steinkohle-Ära gehen.

Veröffentlicht von Jessica Mayer am 11.02.2020
Autorin: Jessica Mayer